(Auszüge aus der dreiseitigen Reportage in der Saisonküche vom März 2009)

Schulz (41), Vater von drei Söhnen, ist ein etwas untypischer Quartierbäcker im aargauischen Reinach. Den Betrieb gibt es seit mehr als 40 Jahren, Schulz hat ihn von seinem Vater übernommen und ständig vergrössert. Er ist weit über Reinach hinaus bekannt, weil er als Bäcker schon im überregionalen Fernsehen auftrat. Und noch aus einem anderen Grund fiel die Wahl auf Schulz: Er verkauft seine Backwaren im Internet, stellt sich weltweit dem Urteil des Publikums. «Das ganz grosse Geschäft ist das nicht», sagt Kurt Schulz, «aber es bringt mir Kunden, die ich sonst niemals hätte. Wir liefern unsere Produkte nach Bern, Basel, Zürich, an Leute, die nie einen Fuss in unseren Laden setzen würden. Das Rezept für den Kuchen stamme von der Grossmutter, sei aber für die Bedürfnisse und Möglichkeiten der Bäckerei angepasst. «Es existieren Tausende Rezepte», sagt der Bäcker. Und er ist überzeugt: «Alle haben recht. Hier im Aargau gibt es wohl in jedem zweiten Haushalt irgendeine Variante, mehr Rüebli oder diese ganz fein gehäckselt, mehr Zucker, die Zugabe von Zitronensaft, eine luftigere Masse. Alles geht. Und die meisten dieser Kuchen schmecken ausgezeichnet.

Dass die Rüeblitorte aber im Oktober und im November am besten gelingen soll, wenn die Karotten gerade geerntet wurden, will Kurt Schulz nicht unterschreiben: «Ich glaube nicht, dass man da einen Unterschied merkt.» Es sei im Gegenteil so, dass eine gute Rüeblitorte grosse, länger gelagerte Karotten brauche, so junges Gemüse passt nicht, ist zu süss. «Meine Söhne mögen meine Version sehr», erzählt Schulz. Das versteht der Bäcker, dessen Kinder wohl kaum Mangel an Backwaren leiden müssen, auf jeden Fall als Lob.

Text: Peter Ruch